Der Krieg 1871/72 war zu Ende und die Soldaten kamen aus dem Felde in ihre Heimat zurück. Von den Waldracher Kriegsteilnehmern blieb, Gott Lob, keiner vor dem Feinde, nur einer wurde verwundet. Um so größer war die Freude über die glückliche Heimkehr. Bei regelmäßigen Zusammenkünften der ehemaligen Kriegskameraden kam immer wieder diese Freude im frohen Gesang zum Ausdruck. Dank und Freude über die glückliche Heimkehr waren schließlich Ursache und Anlaß, einen Männergesangverein zu bilden, dessen Gründung letztlich im Winter 1872/73 gelang. Dem neuen Verein schlossen sich nach und nach auch viele Jungmänner aus dem Orte an. Einige der Gründer sind noch namentlich bekannt, es waren unter anderem:
Lorenz Bauer, Mathias Bläser, Nikolaus Bläser, Jakob Diendorf, Peter Diendorf, Mathias Haubrich, Johann Hoff, Josef Kattling, Johann Lauer, Michel Lauterbach, Peter Lauterbach, Nikolaus Longen, Peter Mergens, Johann Meyer, Öhmen-Kellermeister, August Setz, Mathias Steffes und Nikolaus Schuh.
Neben ihrer eigenen Liebe zum Gesang, gaben sich diese Männer die Aufgabe, durch Liedvorträge ihren Mitmenschen in bescheidener Weise Freude zu bereiten, kirchliche und ziviele Dorffeiern zu verschönern und nicht zu letzt das Deutsche Lied zu pflegen und zu erhalten. Die ersten Singstunden erfolgten im sogenannten "Klöeßerhaus", einer ehemaligen Schenke auf dem "Spilles", neben dem heutigen Gasthaus Hoff. Das Haus ist heute noch erhalten, wird aber nicht mehr benutzt. Späterhin diente das Gasthaus "Glaub", heute Gasthaus Hoff, als Probelokal und anschließend die alte Dorfschule, die in unmittelbarer Nähe der Kirche stand.
Von 1872 bis 1885 hatte der Dorfschullehrer Matthias Weis das Dirigentenamt inne. (In der Zeit von 1870 - 1879 war er ebenfalls Chorleiter des Kirchenchores Waldrach.) Nach ihm leitete sein Sohn Peter, ebenfalls Lehrer, den Chor bis zu seiner Versetzung im Jahre 1900 nach Pachten/Saar. In den folgenden Jahren übernahmen jeweils der Dirigent des Kirchenchores oder der Schullehrer im Ort die Chor-Regie. Es gab kaum ein besonderes Ereignis im Dorf, war es traurig oder freudig, an dem der Gesangverein nicht mitwirkte.
Um die Erhaltung und die Förderung des damaligen noch jungen Vereins hat sich Herr Pastor Dr. Graacher bis zur Jahrhundertwende besondere Verdienste erworben. Er bildete die erste Theatergruppe innerhalb des Vereins und stiftete sogar eine komplette Bühne. Zu den Gesangsdarbietungen kamen nunmehr noch Theatervorführungen, die alt und jung erfreuten. Pastor Dr. Graacher war außerdem der Initiator zur Bildung eines Knabenchores im Rahmen des Vereins. Hierüber können heute noch die älteren Mitglieder, überliefert von ihren Vätern als ehemalige Knabenchor-Sänger, erfreuliches berichten.
Ein Exemplar des ersten Gesangbuches, das den Sängern nach der Gründung des Vereins ausgehändigt wurde, ist heute noch vorhanden. Es handelt sich um das von "Beck-Stürmer" 1874 herausgegebene Notenbuch, das im Verlag Ed. Gruppe in Trier gedruckt wurde. Dieses einzige noch vorhandene Gesangbuch gehörte dem Mitbegründer Herrn Mathias Steffes. Dessen inzwischen verstorbener Sohn, Herr Johann Steffes, verehrte das Buch vor einigen Jahren dem Verein als Beilage zur Vereinschronik.
Vorsitzende des Vereins waren bis 1890 Herr Lorenz Bauer, bis zur Jahreswende 1901/02 Herr Mathias Bläser und bis zum Jahre 1911 Herr Mathias Haubrich.
Nach der Jahrhundertwende kam das Vereinsleben, begründet durch das Ausscheiden der inzwischen älter gewordenen Sänger, aber auch durch die Existenzsuche der jügeren außerhalb der heimatlichen Region, nach und nach zum Stillstand.
Am 9. März 1913 gelang es dann, nachdem das Interesse der heranwachsenden Jugend am Gesang wieder stärker geworden war, den Verein neu zu formieren. Ein neuer Vorstand wurde gewählt und ein Statut erlassen, das heute noch in seinen wesentlichen Punkten Gültigkeit hat. Zum Vorsitzenden wurde Herr Hubert Stuckert gewählt, die Chorleitung übernahm Herr Herbert Schütz aus Trier, die er im Juni 1914 an Herrn Lehrer Thilmany in Waldrach übergab. Der 1. Weltkrieg riß die ersten schmerzhaften Lücken in die Reihen der Sänger. Es starben für´s Vaterland:
Karl Bläser, Johann Görgen, Mathias Kirsten, Mathias Longen, Peter Longen, Peter Marnach, Johann-Josef Meyer und Peter Otto.
Nach Beendigung des Krieges konnten die Singstunden wieder regelmäßig aufgenommen werden. Die Sängerschar wuchs ständig. Ihren ersten großen Erfolg konnte sie an Pfingsten 1922 beim Wettsingen in Hermeskeil mit einem 2. und 3. Preis gegen starke qualifizierte Vereine verbuchen. Die Kunde von diesem Erfolg nach langer Zeit eilte den heimkehrenden Sängern voraus und besgeisterte Anhänger empfingen sie mit Fahnenschmuck im Dorf. Dieser Erfolg war in erster Linie dem Dirigenten Herrn Nikolaus Mertes zu verdanken, der 1919 die Chorleitung übernahm. Mit einigen kurzen Unterbrechungen durch berufliche Versetzungen, hatte er sie bis 1957 inne. Unter seiner Stabführung, durch sein Können und seine selbstlose Hingabe für den Chor, sowie seiner hervorragenden Persönlichkeit, kam der Verein in diesen Jahren zu guten Leistungen, die sich in zahlreichen Preisen niederschlugen. Für seine Verdienste um den MGV Waldrach wurde ihm am 15.12.1956 der Sänger-Ehrenbrief und für 40jährige Dirigententreue die goldene Ehrennadel in einer würdevollen Feierstunde verliehen, gleichzeitig wurde er zum Ehrenchorleiter ernannt. Verein und Chor brachten es unter seiner musikalischen Leitung und unter dem Vorsitz von Herrn Hubert Stuckert in den folgenden Jahren zu einer wahren Blütezeit.
Am 17.2.1924 übernahm Herr Lehrer Clambour den Vorsitz des Vereins. Unter seiner Regie erfolgte am 13., 14. und 15. Juni 1925 die Fahnenweihe mit einem Fest, das einmalig in der Geschichte des MGV Waldrach zu verzeichnen ist. Die Vereinschronik berichtet von einem Fest, das den damaligen Verhältnissen entsprechend an Größe und Umfang kaum zu übertreffen war. 65 Vereine nahmen daran teil. Beim Ehrensingen und -musizieren traten 59 Vereine auf. Die kostbare Fahne wurde von der Fa. Kieffer in Trier angefertigt. Ihre Weihe erfolgte durch den Herrn Landrat Dr. Pohl.
Der MGV Waldrach entwickelte sich weiterhin unter dem damaligen Vorsitz von Herrn Hubert Stuckert bis 1926, späterhin von Herrn Nikolaus Bohr und ab 1929 von Herrn Hans Thull, auf lange Jahre hinaus zu einer Sangesgemeinschaft, die dem Ort Waldrach zu Ehren und Ansehen verhalf. Sie umfaßte rund 50 Sänger und 61 inaktive Mitglieder. Viele Sängerfeste bei benachbarten Brudervereinen sowie im Saarland wurden mit Erfolg besucht, keine Opfer und Mühen gescheut, das Erbe der Väter zu erhalten.
Der 2. Weltkrieg und seine tragischen Folgen setzten dieser erfreulichen Entwicklung ein jähes Ende. Die Einberufung der aktiven und inaktiven Mitglieder brachte das Wirken des Vereins ein zweites Mal in seiner Geschichte zum Stillstand. Aus diesem schrecklichen Kriege kamen viele Sangesbrüder nicht mehr in ihre Heimat zurück. Es waren dies:
Hau Karl, Jakobs Alois, Kirsten Leo, Lauer Herbert, Schmitt Adolf, Winkel Albert, Bauer Lorenz und als inaktives Mitglied Dr. Josef Hammes.
Im Jahre 1948 erfolgte wiederum eine Neuformierung des Vereins. Sie hatte Erfolg und brachte nach kurzer Zeit weit über 200 Mitglieder. Der alte Sängergeist wurde wieder lebendig und erfaßte vor allem viele junge Kräfte. Der Verein konnte bald beachtliche Leistungen und gute Erfolge nachweisen. Die folgenden Sängerfeste 1950, 1953, 1958, 1962 und 1970 sind allen noch unvergessen und eindrucksvoll in Erinnerung.
1961 gab Herr Hans Thull nach über 30jähriger erfolgreicher Tätigkeit als Vorsitzender die Vereinsführung aus gesundheitlichen Gründen ab. In Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienste für den Verein und unter Würdigung der damit verbundenen Last und Bürde der Verantwortung, die er selbstlos und beispielhaft, auch in schweren Zeiten gertragen hat, wählte ihn die Versammlung zum Ehrenvorsitzenden.
Am 7.1.1961 übernahm Herr Lorenz Haubrich den Vorsitz. Zwischenzeitlich hatte Herr Josef Lauterbach, Dirigent des Kirchenchores, die Chorleitung des ausscheidenden Dirigenten Herrn Nikolaus Mertes von 1957 bis 1960 übernommen. Seine Niederlegung der Chorleitung aus gesundheitlichen Gründen wurde vom Vorstand und den Sängern sehr bedauert. Ihm folgte im Mai 1960 als neuer Dirigent Herr Alois Boesen aus Trier, dessen langjährige Erfahrungen als Chorleiter den Chor zu Leistungssteigerungen und zu beachtlichen Erfolgen führte.
Mit dem 1. Vorsitzenden Herrn Lorenz Haubrich, der auf eine 40jährige Mitgliedschaft zurückschauen konnte und dem neuen Chorleiter Herrn Alois Boesen, standen zwei Männer an verantwortlicher Stelle des Vereins, die von hohem Idealismus beseelt, den Verein in mühevoller Arbeit und Aufopferung zum 90jährigen Stiftungsfest am 30.6.1962 führten, ein Fest, das in seinem Ausmaße dem Fest der Fahnenweihe 1925 nahe kam. Für beide, den Vorstand und alle Mitwirkenden, wird es wohl eine stille Genugtuung nach harter Arbeit gewesen sein, als sie abschließend feststellen konnten, daß dieses Fest im höchsten Maße eine Demonstration für das Deutsche Lied war, was übrigens auch von unseren damaligen hohen Gästen, Herrn Staatsminister Holkenbrink als Protektor und Herrn Bundesminister Heck als Ehrengast bestätigt wurde.
Leider wurde dem erfolgreichen Wirken des 1. Vorsitzenden Lorenz Haubrich, durch eine böse Krankheit ein vorzeitiges Ende gesetzt. Trotz aller Versuche, gestützt durch seinen starken Willen, die Arbeit nicht aufzugeben, war es letzten Endes im Interesse seiner Gesundheit nicht mehr möglich, den Vorsitz weiter zu führen. Die Vereinsversammlung verabschiedete ihn schweren Herzens in einer Feierstunde und dankte ihm, als einen begeistertenVerfechter des Deutschen Liedes und als einen echten Sohn unseres Heimatdorfes, für all seine Arbeit und Aufopferung. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er zum Ehren-Präsidenten gewählt.
Zu seinem Nachfolger wurde Hermann Prümm als Vorsitzender gewählt. Er übernahm ein gutes Erbe. Der Vorstand, der Chorleiter, die Sänger und die inaktiven Mitglieder, waren mit überzeugender Kraft bestrebt, dieses gute Erbe zu erhalten und zu pflegen.
Zu einem der glanzvollsten Höhepunkte in der Vereinsgeschichte des MGV Waldrach gestaltete sich die unter der Schirmherrschaft des Herrn Regierungspräsidenten Konrad Schubach stehende 100-Jahr-Feier in den erstenTagen des Juli 1972. Der Kommersabend am Samstag, den 1. Juli 1972 in einem 1300 qm großen Festzelt auf dem Sportplatz war trotz regnerischen Wetters mit über 2000 Festgästen besucht. unter dem Chorleiter, Herrn Alois Boesen, konnten unsere Sänger ein hohes Niveau vermitteln und auch äußerlich ein Bild der Harmonie und der Geschlossenheit zeigen. In seiner Begrüßungsansprache gedachte der 1. Vorsitzende Hermann Prümm allen verstorbenen Vereinsmitgliedern, die seit der Gründung im Jahre 1872 dem Verein in guten und schweren Zeiten die Treue gehalten hatten. Stellvertretend für alle nannte er die verstorbenen mitglieder, die sich um den Verein besonders verdient gemacht haben und bereit waren, Last und Bürde der Verantwortung zu übernehmen.
Der Schirmherr, Regierungspräsident Konrad Schubach, hob in seiner Festansprache besonders hervor, daß dieses Jubiläum dem Ort Waldrach und seinen Menschen ein ehrendes Zeugnis ausstellte. An die Jugend richtete er den Appell, zu den Zielen und Idealen ihrer Väter zu stehen.
Eine besondere Attraktion war der Auftritt und die Darbietung des Studentenchores der Huntington High School New York, die anläßlich ihrer Deutschlandtournee für das 100jährige Jubiläumsfest gewonnen werden konnten. Ihre Darbietungen ernteten stürmischen Applaus.
Als ein Höhepunkt des Festkommers erwies sich die Ehrung verdienter Sänger und Vereinsmitglieder. Sieben Sänger konnten für ihre 25jährige, ein Sänger für 40jährige und ein Sänger für 50jährige aktive Tätigkeit sowie 19 Mitglieder für 25jährige, 8 Mitglieder für 40jährige und 2 Mitglieder für 50jährige Vereinszugehörigkeit Ehrennadeln und Urkunden überreicht werden.
Der Festsonntag wurde eingeleitet mit einem Festgotesdinst in der Pfarrkirche Waldrach, musikalisch hervorragend gestaltet vom Kirchenchor St. Laurentius Waldrach.
Das nach dem Gottesdienst von dem Studentenchor der Huntington High School in der Pfarrkirche gegebene Chorkonzert war für alle Besucher eine eindrucksvolle Darbietung. Im Anschluß daran gedachte der MGV Waldrach am Kriegerehrenmal seiner gefallenen und verstorbenen Mitglieder. Unter den Klängen vom guten Kameraden, vorgetragen vom Musikverein Waldrach, legte der 1. Vorsitzende einen Kranz nieder.
Zu einer machtvollen Demonstration für das deutsche Lied gestaltete sich das Ehrensingen der Brudervereine am Nachmittag. Über 30 Vereine mit ca. 1000 Sängern sorgten dafür, daß der Chorgesang zum beherrschenden Faktor des Tages wurde. Nach Beendigung des offiziellen Teils, der in seinem Umfang und in seiner Qualität dem ereignis eines 100jährigen Jubiläuns würdig war, sorgte das Tanzorchester der Ruwertalboys mit rhythmischen Melodien bei Waldracher Wein für Frohsinn und unterhaltsame Stunden im Festzelt.
Es ist ein großer Verdienst des Vorstandes, des Chorleiters, der Sänger und der Mitglieder des Vereins, daß dieses Jubiläumsfest allen Besuchern aus nah und fern bestätigte, der Männergesangverein Waldrach ist eine lebendige Gemeinschaft und nimmt im kulturellen Leben der Gemeinde Waldrach einen hervorragenden Platz ein. Die Presse berichtete von einem Festival für Freunde des Chorgesangs und kommentierte, der Männergesangverein Waldrach sei noch so jung wie vor 100 Jahren.
In der Jahreshauptversammlung 1973 ließ der Vorsitzende Herrmann Prümm in einem Rückblick nochmals die vergangenen zwei Jahre Revue passieren. Er hob besonders hervor, daß der MGV 1872 Waldrach zu den wenigen Vereinen unseres Bezirks gehöre, die auf ein solch langjähriges Wirken im Dienste des Chorgesangs und des deutschen Liedes zurückblicken können. Der Verein umfasse die stattliche Zahl von über mehr als 40 aktiven und 140 inaktiven Mitgliedern. Ein besonderes Ereignis in der Geschichte des Vereins war aus Anlaß des 100jährigen Jubiläums die Verleihung der Zelter Plakette. Diese höchste ehrenvolle Auszeichnung wurde dem 1. Vorsitzenden Hermann Prümm im Beisein aller Sänger durch den Kultusminister von Rheinland-Pfalz, Dr. Bernhard Vogel, in Speyer übergeben.
Welchen Leistungsstand der Verein habe, zeige die Gesamtnote gut/sehr gut beim Kreisleistungssingen in der Turnhalle zu Reinsfeld. Damit hatte sich der Chor für die Teilnahme am Bezirksleistungssingen qualifiziert.
Prümm dankte den Sängern und dem Chorleiter, Herrn Alois Boesen.
Eine Bereicherung des Vereinslebens war die Reise nach Berlin. Eine Rundfahrt sowohl durch West- als auch Ostberlin bot den Teilnehmern Gelegenheit, sich mit den Verhältnissen in Ost und West vertraut zu machen.
Die folgenden Jahre waren ausgefüllt von harter Arbeit und zahllosen veranstaltungen des Vereins, die allen Bürgern viele schöne Stunden bereitet haben.Die schon zur Tradition gewordenen Konzert- und Familienabende des Vereins fanden stets außergewöhnliches Interesse. Der Chorleiter, Herr Alois Boesen, konnte Anfang 1975 auf seine 15jährige Tätigkeit im MGV 1872 Waldrach zurückschauen. Im Rahmen eines Konzert- und Familienabends am 4.1.1975 wurde er entsprechend geehrt.
Die Jahreshauptversammlung des Sängerkreises Trier-Saarburg am 23. Febr. 1975 in der Aula der Hauptschule Waldrach brachte für den Verein ein besonderes Ereignis. Der 1. Vorsitzende des MGV 1872 Waldrach, Herrmann Prümm, wurde in der Versammlung zun 1. Vorsitzenden des Sängerkreises Trier-Saarburg gewählt. Vorstand und Sänger des MGV Waldrach beglückwünschten ihn zu seinem neuen Amt herzlich.
Die Sänger des MGV Waldrach waren weiterhin bemüht, in harten Proben ihre Leistungen zu steigern. Ihre Arbeit wurde gekrönt durch die Gesamtnote sehr gut beim Regional-Leistungssingen am 16. März 1975 in Reinsfeld. Damit hatte sich der Chor für das Bundesleistungssingen am 15.-16. Nov. in Sobernheim/ Nahe qualifiziert.
In Absprache mit den übrigen Ortsvereinen beschloß der Vorstand des MGV Waldrach, das Heimat- und Weinfest 1975 zu übernehmen. Beim Festkommers am 21. Juni 1975 konnte 1. Vorsitzende Herrmann Prümm neben zahlreichen Ehrengästen über 1500 Festbesucher begrüßen. Die Festtage stellten nochmals unter Beweis, daß der MGV Waldrach gestützt auf sein hohes Leistungsniveau sowie auf die gute Zusammenarbeit zwischen Vereinsleitung und Mitgliedern einer der fürenden Kulturträger der Gemeinde Waldrach ist und bleibt. Mit Spannung erwartete man nunmehr das Bundesleistungssingen in Sobernheim am 16. Nov. 1975. Die Sänger und der Chorleiter Alois Boesen brachten zum Vortrag:
"Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras"
"Herbstzeitlose"
"Trink mir mit deinen Augen zu"
Nach dem Urteil der Wertungsrichter war das Gesamtergebnis gut. Leider konnte der Titel "Meisterchor" nicht erworben werden, weil hierzu die Note sehr gut erforderlich war.
Die Veriensfahrt in das benachbarte Elsaß vom 25.-26. Sept. 1976 war ein eindrucksvolles Erlebnis. Die Fahrt führte über Saarbrücken nach Colmar, die elsässische Weinstraße bis nach Mühlhausen. Sie war insgesamt eine Bereicherung des Vereinslebens und diente der Kontaktaufnahme zu Sangesbrüdern über die Grenze hinaus. Wunschkonzerte mit Brudervereinen füllten das weitere Vereinsleben aus. Gute Leistungen wurden erbracht als Zeugnis intensiver Arbeit. So konnte beim Wunschkonzert im November 1976 in Konz die beste Wertung mit dem Chor "Waldandacht" erreicht werden. Gesang und Chöre zeigten nicht nur Harmonie, sondern auch das Verhältnis zwischen Vorstand, Chorleiter, Sänger und Vereinsmitgliedern war harmonisch und demonstrierten einen glanzvollen und im ständigen Aufstieg befindlichen Verein.
Eine Wende im Vorstand trat ein, als der 1. Vorsitzende Herrmann Prümm zum Verbandsbürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land gewählt wurde. Aus beruflichen Gründen legte er das Amt des 1. Vorsitzenden nieder. Ebenso schied der Chorleiter, Herr Alois Boesen, nach 18jähriger Tätigkeit beim MGV Waldrach durch Krankheit aus. Beiden sprach die Versammlung Dank und Anerkennung für die langjährigen Verdienste um den Verein aus. Herrmann Prümm wurde zum Ehrenvorsitzenden und Alois Boesen zum Ehrenchorleiter ernannt. Als neuer Chorleiter wurde Herr Rudolf Lauterbach vorgestellt. Zum 1. Vorsitzenden wählte die Versammlung Herrn Peter Scherf. In einem Festakt während des Konzert- und Familienabends am 13.1.1979 verabschiedete der 1. Vorsitzende Peter Scherf den bisherigen Vorsitzenden Hermann Prümm und Chorleiter Alois Boesen. Beiden sei es zu verdanken, daß der MGV Waldrach auf stolze Erfolge zurückblicken könne.
Unter dem Vorsitzenden Peter Scherf und Chorleiter Rudolf Lauterbach war die Garantie gegeben, daß der Verein in seinem traditionellen Geist zu weiteren Erfolgen geführt wird. Mit großem Einsatz und Opfer führten sie die stolze Tradition des MGV Waldrach fort. Durch den Zugang von 17 neuen Sängern, davon 12 unter 20 Jahren, konnten die Nachwuchssorgen behoben und mit intensiver Chorarbeit des Chorleiters eine weitere Leistungssteigerung erreicht werden.
In mehreren Konzerten und Veranstaltungen stellte der Chor seinen hohen Leistungsstand unter Beweis, u.a. in der Hörfunk-Aufnahme des Südwestfunks, die mit 11 Chorwerken in zwei Teilen am 18.1.1981 und am 12.4.1981 gesandet wurde.
Ein weiterer Höhepunkt war das von unserem Chor in der Pfarrkirche Waldrach gestaltete kirchenmusikalische Konzert, das auf Einladung der Volkshochschule Trier-Saarburg am 31.5.1981 vor ca. 300 begeisterten zuhörern stattfand.
Diesen Leistungsstand sowie den vorbildlichen Chorgeist zu erhalten und in der Zukunft fortzuführen ist Ehrenpflicht für Sänger, Chorleiter und Vorstand.
Leider mußte der 1. Vorsitzende Peter Scherf aus gesundheitlichen Gründen und dringendem Rat seiner Ärzte das Amt des Vorsitzenden am 30.11.1981 niederlegen. Sein Nachfolger ist noch nicht gewählt. Die Führung des Vereins hat z.Z. der 2. Vorsitzende Sebastian Scheer inne.
Wenn der Männer-Gesang-Verein 1872 Waldrach heute an seinem 110jährigen Jubiläumsfest auf eine stolze Vergangenheit zurückschauen kann, so tut er dies mit dem Bewußtsein des Dankes und der Anerkennung für jenen Männer, die im Laufe seiner Geschichte von Generation zu Generation über ein Jahrhundert lang Arbeit und Geist in selbstloser Weise durch Höhen und Tiefen für den Verein geopfert haben.
Ihr Vorbild soll uns Verpflichtung und Mahnung zugleich sein, aber auch ein Ansporn, ihr Werk fortzusetzen und für die Zukunft zu erhalten.
H. Prümm, 1982